Der Lustmolch by Moore Christopher

Der Lustmolch by Moore Christopher

Autor:Moore, Christopher [Moore, Christopher]
Die sprache: deu
Format: epub, mobi
veröffentlicht: 2013-11-21T05:00:00+00:00


-16-

MAVIS

Hinter der Bar klingelte das Telefon, und Mavis zerrte den Hörer von der Gabel. »Olymp, hier spricht die Göttin des Sex«, sagte sie, und es ertönte ein mechanisches Knarren, als sie lasziv die Hüfte bewegte, während sie zuhörte. »Nein, den hab ich nicht gesehen – und ich würd's Ihnen auch nicht sagen, wenn er hier wäre. Zum Teufel, meine Güte, dies ist ein heiliger Ort uneingeschränkten Vertrauens – ich kann nicht einfach jeden Ehemann verpfeifen, der nach der Arbeit kurz vorbeikommt und sich 'nen Schnaps genehmigt. Woher soll ich das wissen? Meine Liebe, wollen Sie wissen, wie Sie das in Zukunft vermeiden? Zwei Worte: lange, dreckige Blowjobs. Ach ja? Dann sollten Sie's vielleicht lieber machen, anstatt Wörter zu zählen. Vielleicht würde Ihr Mann Ihnen dann auch nicht weglaufen. Ja, ja, schon gut. Bleiben Sie dran.«

Mavis hielt sich den Hörer vor die Brust und rief: »Hey! Hat irgend jemand Les gesehen? Den aus dem Baumarkt?« Kopfschütteln und eine Salve von »Nöös« war alles, was sie erntete.

»Nöö, der ist nicht hier. Klar, wenn ich ihn sehe, sag ich ihm natürlich, daß eine kreischende Harpyie sich nach ihm erkundigt hat. Und wenn schon, denen vom Verbraucherschutz hab ich's schon auf allen vieren besorgt, und sie waren begeistert, also richten sie ihnen einen schönen Gruß von mir aus.«

Mavis knallte den Hörer auf die Gabel. Sie fühlte sich wie der Blechmann im Regen. Ihre Metallteile fühlten sich rostig an, und sie war sicher, daß die Plastikteile in ihrem Inneren verrotteten. Es war Samstagabend zehn Uhr, es gab Live-Musik, und sie hatte immer noch nicht genug Schnaps verkauft, um die Gage für ihren Blues-Sänger abzudecken. Der Laden war zwar voll, aber die Leute klammerten sich an ihre Drinks, anstatt sie die Kehle runterzujagen, schauten einander tief in die Augen und machten sich paarweise aus dem Staub, bevor sie auch nur lächerliche zehn Dollar versoffen hatten. Was zum Teufel war nur mit dieser Stadt los? Der Blues-Sänger sollte sie in die Fänge des Alkohols treiben, aber statt dessen war die gesamte Bevölkerung im Liebestaumel. Statt zu trinken, waren sie alle nur noch am Quasseln. Weicheier. Mavis spuckte vor Abscheu in die Spüle, und es erklang ein helles »Ping«, als sich eine der winzigen Federn irgendwo in ihrem Inneren aus ihrer Verankerung löste.

Schlappschwänze. Mavis kippte sich einen Bushmills hinter die Binde und betrachtete die Pärchen, die an der Bar saßen. Dann starrte sie Catfish an, der gerade beim letzten Lied eines Sets angelangt war und untermalt von den klagenden Klängen seiner National Steel davon sang, wie er seine Seele an den Crossroads verloren hatte.

Catfish erzählte die Geschichte des großen Robert Johnson, jenes gespenstischen Bluesman, der dem Teufel an der Kreuzung zweier Highways begegnet war und seine Seele gegen übernatürliche Fähigkeiten eingetauscht hatte, seitdem jedoch von einem Höllenhund verfolgt wurde, der seine Witterung an den Pforten der Hölle aufgenommen hatte und ihn schließlich erwischte, als ein eifersüchtiger Ehemann Gift in Johnsons Schnaps kippte.

»Tatsache ist«, sagte Catfish ins Mikrophon, »daß ich mir um Mitternacht an jeder verdammten Kreuzung im Delta



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